Berlin, 26.04.2018. Forderungen an das von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbarte Aktionsprogramm Insektenschutz hat heute ein breites Bündnis von Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbänden vorgelegt, in dem auch die GRÜNE LIGA mitwirkt.
19.01.2018“Die GRÜNE LIGA fordert anlässlich der Eröffnung der internationalen grünen Woche in Berlin eine radikale Reduktion des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft“, erklärt Tomas Brückmann, Pestizidexperte des Umweltverbandes. „Der hohe Pestizideinsatz hat ein Insektensterben ungeahnten Ausmaßes ausgelöst und zu einem großen Rückgang unserer Brutvögel geführt“, ergänzt Brückmann. „Es droht uns ein stummer Frühling! Eine schnelle Trendwende ist notwendig, um das Artensterben aufzuhalten“.
Pestizide werden überall in der konventionellen Landwirtschaft, aber auch in der Forstwirtschaft eingesetzt. Werden Chemikalien im Hausbereich zum Bekämpfen von Schaderregern genutzt, werden diese Biozide genannt. Sie unterliegen anderen rechtlichen Vorschriften als Pestizide.
Pestizide müssen immer in einem direkten Zusammenhang mit der menschlichen Gesundheit gesehen werden. Sie werden als Agrochemikalien zum Schutz der landwirtschaftlichen Kulturen vor Fressfeinden und Krankheiten eingesetzt. Als Rückstände in Nahrungsmitteln gelangen sie in den menschlichen Organismus und können dort negative Auswirkungen haben.
Der Einsatz von Pestiziden hat nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen, sondern auch der Tiere wie z.B. Insekten. Die Veränderungen im Ökosystem können eine verringerte Bestäuberleistung von Pflanzen mit sich bringen.
Pestizide sind dafür entwickelt worden, bestimmte Fressfeinde der Nutzpflanzen zu töten oder deren Lebensfähigkeit stark zu beeinträchtigen. Sie wirken aber oft auch auf andere Lebewesen, die nicht das Ziel der Anwendung sind. So beeinträchtigen Pestizide die Nahrungsketten in einem Ökosystem. Eine Störung kann sich bis in höhere Ebenen des Nahrungsnetzes fortsetzen und somit die gesamte Biodiversität gefährden.
Pestizide wirken nicht nur auf Menschen und Tiere, sondern auch auf Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen. Gelangen sie in den Boden oder werden über Niederschläge in Gewässer abtransportiert, können sie dort Organismen schädigen oder das Wachstum von bestimmten Arten hemmen, die eine Nahrungsgrundlage für andere Arten bilden. Die im Boden lebenden Mikroorganismen, die für die Nährstoffkreisläufe wichtig sind, können durch Pestizide stark beeinträchtigt werden. Auch Fische, Amphibien und andere aquatische Organismen in belasteten Gewässern sind bedroht. Diese Veränderungen verringern die biologische Vielfalt und beeinträchtigen die Stabilität der Ökosysteme.
Pestizidwirkstoffe sind die aktiven chemischen Substanzen in Pflanzenschutzmitteln, die gezielt Fressfeinde, Krankheiten oder Unkräuter bekämpfen sollen. Sie sind das Herzstück der Pestizide.
Hinsichtlich ihrer Sicherheit und Auswirkungen auf die Umwelt und Gesundheit werfen sie jedoch zunehmend Fragen auf. Viele dieser Substanzen können nicht nur die Zielorganismen, sondern auch nützliche Insekten, Vögel und andere Tiere gefährden und sich lange in Böden und Gewässern anreichern.
Die Pestizidwirkstoffe durchlaufen einen kosten- und zeitaufwendigen Zulassungsprozesses bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Dieser Prozess weist nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen starke Mängel auf. So wird im Rahmen des Zulassungsverfahrens die Dosis (LD 50) untersucht, bei der die Organismen im Kontakt mit dem Wirkstoff abtötet werden. Gesundheitliche pestizidbedingte Beeinträchtigungen wie Schäden am Immunsystem oder kognitive Veränderungen werden hingegen meistens nicht geprüft.