Auf dieser Seite möchten wir den Blick für den Fokus des Einsatzes von Pestiziden auf die internationale Ebene lenken. Wir wollen über gute Beispiele des Verzichtes der Nutzung von Ackergiften in einigen Staaten informieren ebenso wie auch über den gefährlichen, verboten und unerlaubten Einsatz. Häufig werden Agrochemikalien, die bei uns verboten sind, in anderen Ländern eingesetzt, nicht selten werden sie von deutschen Firmen produziert.
Organisationen werden zu Solidaritätserklärung an Valérie Murat aufgerufen
Die französische Aktivistin Valérie Murat ist dem typischen “SLAPP (strategic lawsuit against public participation)“, also der „strategische Klage gegen die Beteiligung der Öffentlichkeit“ ausgesetzt. Sie hatte sich mit der Pestizidbelastung der Weine in der französischen Bordelais Region befasst und zusammen mit ihrer Stiftung erschreckende Ergebnisse veröffentlicht. Im laufenden Prozess wurde sie auf 100.000 Euro Schadensersatz verurteilt.
Mehr Informationen: siehe: Pestizide im Bordeaux: Umweltschützerin vor Gericht (unten)
Journalist*innen, Akademiker*innen, Aktivist*innen und Interessent*innen werden während des Prozesses eingeschüchtert, da sie Beschwerden im öffentlichen Interesse hervorrufen könnten.
Diese Strategie setzt Betroffene zusätzlich unter Druck. Um Solidarität und Unterstützung zu symbolisieren, werden Organisation dazu aufgerufen eine gemeinsame Stellungnahme zu unterzeichnen.
Pestizide im Bordeaux: Umweltschützerin vor Gericht
Die französische Aktivistin Valérie Murat wurde vom Branchenverband für Bordeaux-Weine (Conseil Interprofessionnel du Vin de Bordeaux, kurz CIVB) auf insgesamt rund 450.000 Euro verklagt, weil sie mit ihrer Initiative („Alerte Aux Toxiques“) den Nachweis an Rückständen von Pestiziden in Weinen veröffentlicht hat. Die Weine sind mit einem Label für besonders umweltfreundlichen Anbau (Haute Valeur Environnementale) ausgezeichnet, welches allerdings nichts mit Bio-Landwirtschaft nach dem europäischen Recht zu tun hat.
Valérie Murat wird vorgeworfen, dass es sich bei der Veröffentlichung um Verunglimpfung handele.
Das Umweltinstitut München schreibt dazu: „Der Einsatz von giftigen Pestiziden im konventionellen Weinbau ist ein Teil der Realität. Die Realität lässt sich nicht verstecken und die Wahrheit auszusprechen, ist kein Verbrechen.“
Zusammenarbeit der FAO mit Pestizidindustrie sorgt für Empörung
Die geplante Zusammenarbeit der UN-Ernährungsagentur mit CropLife hat zu viel Kritik und weltweitem Gegenwind von Wissenschaftler*innen und der Zivilgesellschaft geführt. Über 350 Orginasationen der Zivilgesellschaft, Landwirtschaftsorganisationen, kirchliche Einrichtungen und Menschenrechtsorganisationen aus 63 Ländern haben sich zusammengeschlossen und einen Brief an den Generaldirektor der FAO überreicht, in dem sie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen dazu aufruft eine formelle Partnerschaft mit CropLife International nicht weiter zu vertiefen.
Video von PowerShift zum Thema "EU-Mercosur-Abkommen und Pestizidexport"
Das EU-Mercosur-Abkommen hat auch Einfluss auf den Export von Pestiziden, die in der EU nicht erlaubt sind, jedoch für den Export in andere Länder zulässig sind. Durch die wegfallenden Zölle werden diese giftigen Pestizide günstiger. Davon profitieren vor allem Hersteller in Deutschland. Den Preis zahlen jedoch Menschen, Umwelt und Tiere der Mercosur Ländern, die der Vergiftung durch die Pestizide direkt ausgesetzt sind.
https://invidious.snopyta.org/watch?v=-NnmVJvPdJo
Syngenta exportiert verbotene Pestizide nach Indien
Hunderte indische Baumwollanbauer*innen haben gesundheitliche Probleme durch ein Pestizid, dass der Schweizer Hersteller Syngenta exportiert. Dies ist in der EU und in der Schweiz verboten. 51 betroffene Familien reichen jetzt Klage ein.
10 Prozent aller Pestizide in der EU sind gefälscht oder illegal
Die EU-Kommission legte im Mai 2020 einen besorgniserregenden Bericht vor: 10 Prozent der Pestizide auf dem EU-Markt sind gefälscht oder illegal.
https://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=COM:2020:0208:FIN:DE:PDF
Rekordzulassungen an Pestiziden unter ultrarechtem Präsidenten Bolsonaro
In Brasilien sind zwischen 2018 und 2019 rund 680 neue Pestizide zugelassen worden. In ihnen sind über 30 Wirkstoffe enthalten, die in der EU wegen Gefährdung für Mensch und Umwelt verboten sind. So wurde zum Beispiel das systemische Pestizid Fipronil zugelassen. 500 Millionen Bienen sollen durch den Einsatz dieses Wirkstoffs Anfang 2019 in nur drei Monaten getötet worden sein.
https://netzfrauen.org/2019/05/30/bees-4/
Mals steiniger Weg zur Pestizidfreiheit
Die Südtiroler Gemeinde Mals hat vor fünf Jahren entschieden, dass sie in Zukunft ohne Pestizide wirtschaften möchte. Doch ihr werden seitens der Behörden viele Steine in den Weg gelegt.
Französische Initiative sammelt über 1 Millionen Unterschriften gegen Pestizide
In Frankreich fordert die Bewegung „Nous voulons des Coquelicots (Wir wollen, dass es Mohnblumen gibt!)“ ein Verbot der synthetischen Pestizide. Sie haben schon 750.000 Unterschriften für ihr Manifest zum Verbot der Pestizide gesammelt. Hunderte lokale Gruppen demonstrieren monatlich vor ihren Rathäusern und konnten sogar lokale Pestizidverbote erreichen.
https://nousvoulonsdescoquelicots.org/traductions/appell-fur-ein-verbot-der-synthetischen-pestizide/
Frankreich verbietet Pestizde in öffentlichen Grün- und Sportanlagen
In Frankreich ist seit 2019 in öffentlichen Grün- und Sportanlagen der Gebrauch von Pestiziden verboten. Auch Schadorganismen werden nun mit biologischen Methoden bekämpft. Ebenso ist der Verkauf von Pestiziden an private Nutzer verboten.
https://www.deutschlandfunk.de/oekologie-frankreich-will-pestizide-aus-oeffentlichen-parks.697.de.html?dram:article_id=389109
Hochgefährliche Pestizide international verbieten
Das Zentrum für Entwicklung und Umwelt der Universität Bern veröffentlichte einen Politikbrief, der Wege zur Einschränkung des Gebrauchs gefährlicher Pestizde beschreibt (HHP)
Pestizidindustrie verdient Milliarden mit hochgefährlichen Pestiziden
Internationale Pestizdfirmen, so auch Bayer, Syngenta und die BASF, verdienten 2018 über 4,3 Mrd.- US Dollar mit dem Verkauf von hochgefährlichen Pestizden (HHP). Zu dem Ergebnis kam nach Berichten des Guardian eine Studie von Greenpeace UK und der Schweizer NGO Public eyes.
https://www.theguardian.com/environment/2020/feb/20/firms-making-billions-from-highly-hazardous-pesticides-analysis-finds?CMP=share_btn_tw
Glyphosat ist der Wirkstoff des in Europa meist verkauften Breitbandherbizids (Pflanzenvernichtungsmittels). Er wird heute flächendeckend und in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt. So zum Beispiel bei der pfluglosen Bodenbearbeitung. Diese wird in vielen Bundesländern sogar über die Agrar-Umweltmaßnahmen gefördert. Aber auch im mehr Winzer nutzen Glyphosat. Besonders bedenklich ist der Einsatz im Kleingarten.
Ein üblicher Missbrauch von Glyphosat stellt nach Meinung der Umweltverbände die Erntevorbereitung (Sikkation) bei Kartoffeln, Mais und anderem Getreide dar. Das vorhandene Restgrün im Erntegut wird mit dem Gift abgetötet. Es ist dann in den daraus hergestellten Lebensmitteln nachweisbar.
Der Umweltverband GRÜNE LIGA fordert von der Bundesregierung Sofortmaßnahmen gegen den gestiegenen Einsatz von Pestiziden und den dadurch verursachten drastischen Rückgang der Insekten- und Vogelvorkommen.
„Auf Deutschlands Äckern ist in diesem Frühling vielerorts kein Vogel mehr singend zu hören. Die Fiktion eines stillen Frühlings wurde damit Realität! Kiebitz, Rebhuhn und Haubenlerche haben in den letzten 30 Jahren über 90 Prozent ihrer Brutbestände eingebüßt. Der ländliche Raum Deutschlands ist nach Aussagen der Bundesregierung von einem Artensterben ungeahnten Ausmaßes betroffen“, erklärt Tomas Brückmann, vom Bundesverband der GRÜNEN LIGA. „Als Gründe für dieses Exodus wird der Nahrungsmangel auf den Feldern durch Lebensraumverluste und flächendeckenden Pestizideinsatz benannt“, ergänzt der Naturschützer. „Die GRÜNE LIGA fordert eine schnelle Intervention der Bundesregierung mit Einleitung von Gegenmaßnahmen zum Schutz unserer Vogelwelt. Unsere Landwirtschaft muss endlich artenschutzfreundlicher werden. Die EU-Agrarpolitik muss sich ändern. Dazu ist eine radikale Reduktion des Pestizideinsatzes notwendig. Der flächendeckende Einsatz von Glyphosat und Insektiziden tötet unsere Vögel“, erklärt Brückmann.
Landtagsfraktionen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen testeten in enger Zusammenarbeit mit Umweltverbänden in den letzten Jahren Feldsölle und andere Kleingewässer, die ein direktes Bindeglied zwischen Acker und Fließgewässer darstellen, auf Pestizide. In über 80 Prozent der Proben wurden Pestizidrückstände nachgewiesen. Die Ergebnisse dieser Kleingewässertests sind über die GRÜNE LIGA abrufbar.
Von wegen Reinheitsgebot: Die Stiftung Warentest hat in 18 von 20 untersuchten alkoholfreien Bieren aus Deutschland das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat entdeckt.