Die Bundeskontaktstelle Gesteinsabbau begleitet seit ca. 1993 verschiedene Bürgerinitiativen, die sich gegen den großflächigen Raubbau an oberflächennahen Rohstoffen und die dadurch verursachte Umweltzerstörung engagieren. Im Netzwerk der Initiativgruppen Gesteinsabbau e.V., das für die GRÜNE LIGA die Funktion der Bundeskontaktstelle Gesteinsabbau wahrnimmt, sind aktuell etwa 120 Menschen aus zum Teil aktiv arbeitenden Bürgerinitiativen, Behörden-, Parteien- und Verbänden vernetzt.
Die Firma Knauf will mitten in Naturschutzgebieten im Südharzer Gipskarst Probebohrungen durchführen. Die Bohrungen waren für den 16. September 2024 geplant, konnten aber vorerst durch einen Eilantrag gestoppt werden.
Das von den Bohrungsplänen betroffene Gebiet in Sachsen-Anhalt ist der letzte noch unberührte Gipskarstlebensraum. Andere Gebiete der Gipskarstlandschaft im Südharz wurden bereits irreversibel zerstört.
Die betroffenen Lebensräume sind nicht nur gemäß FFH-Richtlinien geschützt und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Sie sind auch Teil des Biodiversitäts-Hotspots Nr. 18 und zeichnen sich durch bedeutende Artenvielfalt, Einzigartigkeit und Komplexität aus. Die Gipskarstlandschaft im Südharz ist die größte und bedeutendste in Mitteleuropa. Eine Ausweitung des Abbaus muss unbedingt verhindert werden, um die einzigartige Natur zu schützen.
Von mehreren Bürgerinitiativen wurde am 21. Januar 2024 eine Online-Petition für eine Modernisierung des Bundesberggesetzes gestartet. So sollen keine Grundstücke mehr für Kohleabbau enteignet werden können und Rückstellungen für eine ordnungsgemäße Rekultivierung verpflichtend gesichert werden.
Die Forderungen orientieren sich an der Erfurter Erklärung, welche im Jahr 2020 von der GRÜNEN LIGA in Zusammenarbeit mit mehreren Naturschutzorganisationen und Bürgerinitiativen ausgearbeitet wurde. Der Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung hatte die Forderung 2021 bereits aufgegriffen und eine Modernisierung des Bergrechtes vereinbart. Passiert ist allerdings bisher nichts.
Bei einem bundesweiten Treffen von Bürgerinitiativen gegen Kies- und Gesteinsabbau in Mülsen St. Niclas forderten verschiedene Initiativen mehr Umweltschutz beim Abbau von Kies, Sand, Erzen und Steinen. In dem vom Informationsdienst Umweltrecht (IDUR) und der GRÜNEN LIGA veranstalteten Workshop forderten die Bürgerinitiativen aus Hessen, Brandenburg, Sachsen und Thüringen eine Reform des Bergrechts. Die GRÜNE LIGA hatte die Initiativen nach Mülsen eingeladen.
"Wir brauchen eine völlig neue Bewertung der bisher nahezu unentgeltlichen Wassernutzung zur Rohstoffgewinnung in Zeiten einer immer krasser durchschlagenden Klimakrise", sagte Uli Wieland von der Bundeskontaktstelle Gesteinsabbau der GRÜNEN LIGA. "Die aktuelle Praxis des Bergbaus sorgt für die Zerstörung unwiederbringlicher Natur und Landschaften durch massiven Wasserentzug für die Bevölkerung und Verschwendung von kostbarem Grundwasser."
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Grüne Liga e.V. und der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. (VdHK) warnen nachdrücklich vor einem Abbau von Gips in einzigartigen Naturräumen. Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck muss eine verbindliche Rohstoffstrategie für einen ressourcenschonenden und kreislaufgerechten Einsatz von Gips vorlegen, so die Verbände. Anlass für die Forderung sind Versuche der Gipsindustrie, den durch den Kohleausstieg bedingten Wegfall von Gipsen aus der Rauchgasentschwefelung durch zusätzlichen Abbau in Naturräumen auszugleichen.