Die gemeinsame Umsetzungsstrategie zur WRRL – der CIS-Prozess
Die EU-Kommission, die Umweltministerien der Mitgliedstaaten und verschiedene Interessenvertreter begleiten die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie durch eine gemeinsame Umsetzungsstrategie, die "Common Implementation Strategy" (CIS). In diesem Rahmen soll eine möglichst einheitliche Interpretation der Richtlinie und eine vergleichbare Umsetzung erreicht werden. Die Umweltverbände sind über das Europäische Umweltbüro (EEB) und den World Wide Fund For Nature (WWF) am CIS-Prozess beteiligt.
Gesteuert wird der CIS-Prozess über eine "Strategic Coordination Group". Beschlussgremium ist die Versammlung der Wasserdirektoren - der höchsten wasserwirtschaftlichen Beamten der Mitgliedstaaten -, in der auch die EU-Kommission als Ko-Vorsitzende federführend vertreten ist. Den Vorsitz übernimmt jeweils das Land, das die EU-Ratspräsidentschaft innehat.
Ziele und Struktur des CIS-Prozesses für 2013-2015
Das Arbeitsprogramm für die Jahre 2013 bis 2015 trägt den Titel "Strengthening the implementation of EU water policy through the second river basin management plans" und wurde von den Wasserdirektoren im Mai 2013 verabschiedet. Ziele der Arbeitsphase 2013-2015 sind die Verbesserung der Umsetzung der Wasserrahmenrichtline (WRRL) und Begleitung der Umsetzung des ersten Planungszyklus der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie (HWRM-RL). Zweitens soll die Integration von Zielen der Wasserpolitik und anderen Umwelt- und Sektorpolitiken verstärkt werden, insbesondere Naturschutz, Landwirtschaft, Verkehr, Energie u.a.. Drittens sollen verbleibende Lücken im Wasser-Regelwerk der EU geschlossen werden.
Darüber hinaus soll die Organisation des CIS-Prozesses auf EU-Ebene stärker mit den Abläufen auf Flussgebietsebene koordiniert werden. Ziel ist es, den wechselseitigen Informationsaustausch zu verbessern und EU-Vorgaben auf Flussgebietsebene effektiver umzusetzen.
Gesteuert wird der CIS-Prozess über die "Strategic Coordination Group" (SCG). Beschlussgremium ist die Versammlung der Wasserdirektoren - der höchsten wasserwirtschaftlichen Beamten der Mitgliedstaaten -, in der auch die EU-Kommission als Ko-Vorsitzende federführend vertreten ist. Den Vorsitz übernimmt jeweils das Land, das die EU-Ratspräsidentschaft innehat. Der SCG sind thematische Arbeitsgruppen untergeordnet, die neuerdings in drei Clustern zusammengeführt sind. Obwohl ein regelmäßiger Austausch zwischen allen Arbeitskreisen stattfinden soll, wird erwartet, dass eine engere Abstimmung zwischen den Arbeitsgruppen eines Clusters erfolgt.
Eine genaue Beschreibung der Verhältnisse, inklusive Organigramm finden Sie in dieser Ausarbeitung der Europäischen Kommission (engl.).
Wichtigste Prioritäten im Cluster Gewässerzustand:
Wichtigste Prioritäten im Cluster Gewässerbewirtschaftung:
Ziel ist die Verabschiedung von koordinierten Flussgebietsmanagement- und Hochwasserrisikomanagementplänen, einschließlich relevanter Maßnahmen nach Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie bis 2015. Die Pläne sollten die Empfehlungen der Kommission zu den Plänen des ersten Planungszyklus und aus dem Blueprint berücksichtigen, einschließlich des besseren Abstimmungsbedarfs für grenzüberschreitende Flussgebiete.
Wichtigste Prioritäten im Cluster Wissensintegration und –verbreitung:
Zusätzliche Informationen:
Infos:
http://ec.europa.eu/environment/water/water-framework/
Fakten, Daten, Graphiken:
http://ec.europa.eu/environment/water/water-framework/facts_figures/index_en.htm
WRRL Umsetzungsberichte (2007, 2009, 2012):
http://ec.europa.eu/environment/water/water-framework/implrep2007/index_en.htm
CIS-Arbeitsprogramme der vergangenen Umsetzungsperioden:
http://ec.europa.eu/environment/water/water-framework/objectives/implementation_en.htm
CIS-Arbeitsprogramm 2013-2015:
http://ec.europa.eu/environment/water/water-framework/objectives/pdf/Work%20Programme%202013-2015.pdf
Struktur des CIS-Prozesses
Zur Fortführung des CIS-Prozesses in den Jahren 2010 bis 2012 wurde von den europäischen Wasserdirektoren am 30.11.2009 ein neues Arbeitsprogramm mit dem Titel "Supporting the implementation of the first river basin management plans" beschlossen. Die aktuelle Organisationsstruktur wird in der folgenden Grafik dargestellt.
Einen vollständigen Überblick über die laufenden CIS-Aktivitäten liefert die folgende Tabelle.
Permanente thematische Arbeitsgruppen existieren zurzeit zu den Themen:
Zudem werden Abstimmungen mit anderen Politikbereichen vorgenommen, so derzeit über die "Temporary Expert Groups" zu wasserwirtschaftlich relevanten Aspekten der gemeinsamen Agrarpolitik, zu Wassermangel und Dürren sowie zur Thematik Klimawandel und Wasser. Weitere Themen werden über "ad-hoc-activities" behandelt, so etwa Hydromorphologie, Biodiversität und Wasser, Umweltziele und Ausnahmen sowie ökonomische Aspekte.
CIS-Leitfäden
Im Rahmen des CIS-Prozesses wurden in thematischen Arbeitsgruppen Leitfäden zu Aspekten der WRRL-Umsetzung erarbeitet, die für die Mitgliedstaaten allerdings keinen verbindlichen, sondern nur empfehlenden Charakter haben - vergleichbar mit einem Gesetzeskommentar.
Bislang wurden folgende Leitfäden erarbeitet:
Leitfäden / Materialien zum Download (teils nur englisch-sprachig)
Weitere CIS-Aktivitäten und Dokumente: Ausnahmen, Hydromorphologie, Klimawandel
Neben den Leitfäden werden fortlaufend weitere, den WRRL-Umsetzungsprozess begleitende Papiere verabschiedet. Besonders wichtig erscheinen dabei folgende Themenbereiche:
Ausnahmen und unverhältnismäßige Kosten
Im Juni 2008 verabschiedeten die Wasserdirektoren zu dieser Thematik "Conclusions on Exemptions and Disproportionate Costs", in denen die Ausnahmeregelungen zu den Umweltzielen der WRRL zusammengefasst und die hierzu erreichten Einigungen zusammengefasst sind. Zuvor wurden folgende Dokumente verabschiedet:
WRRL und Hydromorphologie
In dieser aus Sicht des Gewässerschutzes besonders wichtigen Thematik wurden 2006/2007 drei Papiere verabschiedet:
Klimawandel und Wasser
Im Rahmen der gemeinsamen Umsetzungsstrategie (CIS) wurde im Juni 2008 ein englisches "Policy Paper" zum Thema Klimawandel und Wasser herausgegeben. Das Papier fasst den aktuellen Stand der Diskussionen um die Einbeziehung von Klimaaspekten in die Bewirtschaftungsplanung zusammen.
Den Handlungsempfehlungen liegt die Annahme zugrunde, dass Maßnahmen zur Verbesserung des Zustands der Gewässer die Widerstandsfähigkeit (resilience) der Gewässerökosysteme gegenüber Veränderungen stärken. Darüber hinaus kommt der Verbesserung der Effizienz bei der Wassernutzung eine Schlüsselrolle bei der Reaktion auf den Klimawandel zu. In allen Sektoren und Nutzungen sollte eine Nachfragesteuerung eingeführt werden. Erst wenn Einsparmöglichkeiten sich als unzureichend erweisen, sollten angebotsseitige Maßnahmen in Erwägung gezogen werden.
Die Einbeziehung von Klimaaspekten im ersten Bewirtschaftungszyklus wird empfohlen. Allerdings liefern die Bestandsaufnahmen gemäß WRRL keine Anzeichen dafür, dass der Klimawandel in signifikanter Weise das Erreichen des guten Zustands der Gewässer gefährdet. Die ersten Bewirtschaftungspläne sollen einen Klima-Check durchlaufen, bei dem das Augenmerk darauf gerichtet werden soll, welche Maßnahmen als "no-regret"- oder "win-win"-Maßnahmen gelten können und welche Maßnahmen aufgrund des Klimawandels als weniger robust in ihrer Eigenschaft, die WRRL-Ziele zu erreichen, angesehen werden müssen. Insgesamt sollen die Maßnahmenprogramme "ausreichend anpassungsfähig an zukünftige Klimabedingungen" sein; wie dies zu erreichen ist, bleibt jedoch unklar. Das Papier bringt auch die Besorgnis zum Ausdruck, dass die Erneuerbare-Energien-Politik insbesondere durch Wasserkraftnutzung und Biomasseproduktion die Ziele des Gewässerschutzes ignorieren und negative Auswirkungen auf die Gewässer verursachen wird. Ein gut ausbalancierter Ansatz sei notwendig, um die Ziele von Klima- und Gewässerschutz zu erreichen.
2007 waren auf der Berliner Konferenz Climate Change and the European Water Dimension Conclusions verabschiedet worden. Ein wichtiges Hintergrunddokument zum Klimawandel ist der Bericht des Joint Research Centre (JRC) "Climate Change and the European Water Dimension" (2005). Eine Zusammenfassung des Berichts finden Sie hier.
Tipps & Tricks des Europäischen Umweltbüros (EEB) zu den CIS Leitlinien
Im März 2004 veröffentlichte das EEB eine 70-seitige Broschüre "Tipps & Tricks" zu den CIS Leitlinien, die den Umweltverbänden helfen soll, sich im Leitlinien-Dschungel zurechtzufinden. Broschüre kann beim EEB als Hardcopy bestellt werden und steht hier zum Download (pdf, 1,9 MB) zur Verfügung.
Das EEB hat im Mai 2003 ein Positionspaier zur Umsetzung der WRRL veröffentlicht: "An Assessment of actions taken by the EU to Implement the Water Framework Direktive (WFD) - Do they make the WFD work?" Anhand von zehn Kernforderungen wird die bisherige Umsetzung der WRRL kritisch beleuchtet. Das 20-seitige Positionspapier kann beim EEB als Broschüre bestellt werden und steht hier zum Download (pdf, 545 KB) zur Verfügung.
EBB-Bericht zur Interkalibrierung: Die Interkalibrierung dient dazu, die Grenzen zwischen dem sehr guten und guten Zustand einerseits und dem guten und mäßigen Zustand andererseits in Übereinstimmung mit den Definitionen in Anhang V WRRL europaeinheitlich festzusetzen (vgl. WRRL-Info 10). Im bisherigen Verlauf fand die Interkalibrierung vorrangig beim Makrozoobenthos statt, nur eingeschränkt bei Phytobenthos und bei den Makrophyten. Beim Fischbestand zeichnen sich erst in letzter Zeit Fortschritte für die Flüsse ab, aber noch nicht bei den Seen.
Gemeinsam mit den britischen Partnern Pond Conservation und RSPB legte das Europäische Umweltbüro EEB im September 2006 eine Studie zum Stand der Interkalibrierung bei Flüssen und Seen vor, die sich auf den Datenstand bis zum 1. Juli 2006 bezieht.
Der Bericht stellt erhebliche Lücken gegenüber dem in der WRRL verankerten Anliegen fest, die noch geschlossen werden müssen, um konsistente und vergleichbare Standards zu setzen. Trotz dieser Lücken geht das EEB davon aus, dass die Interkalibrierung das richtige Instrument für eine wissenschaftlich begründete Entscheidungsfindung ist. Die Daten sollten der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, um die Qualität und Akzeptanz der Ergebnisse zu verbessern. Das EEB setzt sich dafür ein, die Interkalibrierung fortzusetzen, und auch für die fehlenden Komponenten belastbare Daten zur Verfügung zu stellen.
Der für die Umsetzung der WRRL zuständige EU-Kommissionsvertreter Joachim D'Eugenio kündigte auf einem EEB-Seminar im Oktober 2006 die Veröffentlichung der Daten an, ließ allerdings den Zeitpunkt noch offen. Einige EU-Mitgliedsstaaten, insbesondere die erst nach Verabschiedung der WRRL beigetretenen, hätten trotz großer Anstrengungen noch nicht alle Anforderungen erfüllen können, während bei anderen die Möglichkeiten vorhanden wären, nicht aber der politische Wille.