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Oberlausitz: Einer alten Spinnerei in Neustadt/Spree wird neues Leben eingehaucht - Projekt zum nachhaltigen Bauen erhält Bundesförderung

eine spinnerei 1145Das alte Fabrikgebäude einer Spinnerei für Holzwolle am Rande von Neustadt/Spree (Landkreis Bautzen) soll zu einem offenen Umweltbildungs- und Begegnungszentrum werden, kündigt der Verein „Eine Spinnerei – vom nachhaltigen Leben e.V.“ (Mitglied im Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA) an. Innerhalb von drei Jahren sind dafür umfangreiche Baumaßnahmen geplant. Das Besondere daran: Das Experimentieren mit alternativen Baustoffen und Handwerkstechniken ist ausdrücklich gewünscht.

„Wir haben konkrete Vorstellungen, mit alten und natürlichen Baustoffen wie Lehm und Holz die Räume, Böden und Fassaden wieder herzurichten. Dem alten Fabrikgebäude wollen wir neues Leben einhauchen“, sagt Friederike Böttcher, Mitglied des dreiköpfigen Projektmanagementteams. Zusammen mit dem Vereinsmitglied Adrian Rinnert und der ehemaligen LINKE-Landtagspolitikerin Kathrin Kagelmann will der Verein nun mit der Arbeit beginnen. „Der Weg soll auch das Ziel sein. Es ist viel Wissen unserer Vorfahren über das ressourcenschonende und klimagerechte Bauen verloren gegangen, das wir uns neu aneignen wollen“, meint Böttcher. „Die Bauwende muss ein zentrales Thema bei der Erreichung der Klimaneutralität werden. Alleine 30 Prozent der Treibhausgasemissionen, 40 Prozent des Endenergieverbrauches, 60 Prozent des Abfallaufkommens und 90 Prozent des Rohstoffabbaus in Deutschland entstehen im Bau- und im Gebäudebereich. Davon müssen wird runterkommen, und wir fangen am besten lokal vor Ort damit an. Die Bauwende wird durch unser Projekt konkret und erlebbar“, sagt Kagelmann. Der Verein konnte sogar das Bundesumweltministerium von der Projektidee überzeugen. Noch unter der Vorgängerregierung sagte das Ministerium eine Förderung mit einem niedrigen fünfstelligen Betrag über die kommenden drei Jahre zu.

„Unser Ziel ist eine Instandsetzung des historischen Fabrikgebäudes und eine Weiterentwicklung zu einem Umweltbildungszentrum und identitätsstiftendem Kulturort des nachhaltigen Handelns“, erklärt Adrian Rinnert das Projekt.  Auf einer „Mitmachbaustelle“ sollen alte Handwerkstechniken für das Herstellen, Reparieren und Erhalten von Gebrauchsgegenständen, aber auch das Up- und Recycling von Ressourcen wieder erlernt und praktiziert werden“, berichtet Böttcher. Die enorme Kostensteigerung für Baumaterialien sieht das Projektmanagement gelassen. „Wir werden verstärkt Material recyceln und uns anpassen, beispielsweise indem wir alte Dachziegel, Fenster oder Türen wiederverwenden“, erläutert Böttcher. Eine Idee befindet sich bereits in der Umsetzung: Die Bodendämmung mit alten Glasflaschen. „Für einen Raum brauchen wir etwa 3500 Weinflaschen, die mit der Öffnung nach unten in den sandigen Untergrund gesteckt werden. Abgedichtet wird der Untergrund mit einer Lehmschicht und einem Backsteinboden. Eine nachhaltigere Feuchte-resistente Wärmedämmung gibt es kaum“, berichtet Rinnert. Die leeren Flaschen bekommt der Verein aus der Region. „Wir müssen sie nur abholen“. 

Der Verein will auch die Öffentlichkeit mitnehmen. „Wir haben einen Instagram-Account eingerichtet, wo wir regelmäßig unsere Fortschritte dokumentieren werden“, kündigt Böttcher an. „Sobald das Wetter mitspielt, wollen wir richtig loslegen“, sagt Rinnert.

Hintergrund

In der alten Spinnerei wurde - nicht sonderlich erfolgreich - im späten 19. Jahrhundert versucht Holzwolle herzustellen. Zu DDR-Zeiten befand sich in dem Gebäude eine Geflügelhaltung mit vermutlich 2000 Tieren. Seit der Wende wurde die alte Spinnerei dem Verfall preisgegeben, bis eine Gruppe junger Leute im Jahr 2010 das baufällige Areal erwarb. „Wir wollen etwas aufbauen“, berichtet Adrian Rinnert, einer der Gründer des Vereins. Die Projektidee zum Umbau des Gebäudes gab es schon länger. Einem ersten Aufruf zur Unterstützung im Jahr 2017 folgten über 40 Vertreter:innen aus Politik, Kirche, Umweltschutz und Wissenschaft - darunter die neue Außenministerin Annalena Baerbock, der heutige Baubürgermeister der Stadt Dresden Stephan Kühn, die Bundestagsabgeordnete Caren Lay oder der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Christian von Hirschhausen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

 

Weitere Infos über die Projektidee:

 https://www.eine-spinnerei.de/fabrik/ein-haus-fuer-alle-wiederherstellung-des-spinnerei-gebaeudes

 

Quelle: „ideengrün | Markus Pichlmaier“

 

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