Zusammenfassung, Videoaufnahmen der Vorträge und Präsentationsfolien
Mit den nachfolgend dokumentierten Vorträgen zeigten die Referent*innen der Tagung welche Potenziale der ungenutzte Wohnraum im „Einfamilienhaus“ bietet und wie Eigentümer*innen bei der Transformation ihrer Häuser unterstützt werden können. Die Teilnehmer*innen der Tagung waren sich einig, dass es nicht darum geht, Veränderungen zu erzwingen, sondern anzuregen und zu fördern.
Freundlicherweise haben alle Referent*innen einer Veröffentlichung ihrer Beiträge zugestimmt. Zusätzlich zu den Präsentationsfolien wurden auch Videoaufnahmen hochgeladen. Die Tagung organisierte die GRÜNE LIGA in Kooperation mit Architects 4 Future und dem FORUM Gemeinschaftliches Wohnen.
Begrüßung
René Schuster, Bundesvorsitzender GRÜNE LIGA e.V.
Video
Arthur Haus, Referent für Wohnen GRÜNE LIGA e.V.
Video
„Der unsichtbare Wohnraum: Lösungen für die Dreifachkrise“
Dr. Daniel Fuhrhop, Wohnwendeökonom und Autor von „Verbietet das Bauen“ und „Der unsichtbare Wohnraum“
„Wenn etwas nicht funktioniert, was tut man dann? Wenn z.B. die Wohnraumschaffung durch Neubau, gerade in den letzten Jahren, nicht mehr so richtig gut funktioniert, was tut man dann? Man macht einfach weiter […] Manchmal bin ich fassungslos. Warum nicht auf mal etwas anderes probieren? Unsichtbarer Wohnraum könnte ein Beitrag zur Lösung sein...“
Präsentation (pdf 3,4 MB)
Drei Ansätze für mehr Dynamik im „Einfamilienhaus“
Wohnraumagentur Göttingen
Maik Lindemann, Stadt Göttingen, Fachbereichsleitung Planung, Bauordnung, Vermessung
Johanna Kliegel, Stadt Göttingen, Wohnraumagentur
Präsentation (pdf 2,1 MB)
Video
Suffiziente Nachverdichtung mit Tiny-Häusern
Dr. Lorena Valdivia Steel, Scientists 4 Future Fachgruppe Bauen-Wohnen-Habitat
Präsentation (pdf 8,6 MB)
Video
Beyond the EFH
Stephan Rauch, studioRAUCH, BDA-Arbeitsgruppe Einfamilienhaus
Präsentation (pdf 3,6 MB)
Video
Weniger ist mehr – Anreize und Hemmnisse für suffiziente Lebensstile
- Suffiziente Lebensstile: Anreize, Hemmnisse und die Bereitschaft zur Reduktion
Charlotte Baar, Psychologin, BOKU Wien, Institut für Marketing und Innovation
Präsentation (pdf 1,2 MB)
Video
- Individuelle Chancen und Hemmnisse für suffizientes Wohnen
Dr. Lars-Arvid Brischke, ifeu
Der Energie- und Verfahrenstechniker forscht seit fünf Jahren intensiv zu ungenutztem Wohnraum. Seine Erkenntnisse sind klar gegliedert in der Präsentation dargestellt.
„Funfact“: Das Haus auf Folie drei wurde 1947 noch von 13 Personen bewohnt. Heute lebt dort nur noch eine Person.
Präsentation (pdf 1,5 MB)
- Podiumsgespräch mit Charlotte Baar und Dr. Lars-Arvid Brischke
Video
Strukturelle Rahmenbedingungen der Weiterentwicklung von „Einfamilienhäusern“
- Raum genug - Mit der Umbauordnung zu mehr Wohnraum
Architects 4 Future, AG „Raum genug“
Präsentation (pdf 1,6 MB)
Video
- Soziale und rechtliche Rahmenbedingungen der Weiterentwicklung von Eigenheimen
Peter Wegner, Präsident Verband Wohneigentum
Präsentation (pdf 2,4 MB)
Video
Vom Einfamilien- zum Mehrpersonenhaus (im Alter)
- Nicht mehr allein im Einfamilienhaus: Gemeinschaftlich Wohnen im Mini-Projekt
Andrea Beerli, NIEDERSACHSENBÜRO - Neues Wohnen im Alter
Präsentation (pdf 0,7 MB)
Video
- „Woran „Wohnen für Hilfe“ hakt und was bei „Homeshare“ gelingt
Dr. Daniel Fuhrhop, Wohnwendeökonom
Präsentation (pdf 2,4 MB)
Video
„How to Wohnwende“ - Kooperatives Planspiel zu suffizientem Wohnen
Moderation Architects 4 Future
Der Workshop von Architects for Future bot den teilnehmenden Personen die Auseinandersetzung mit notwendigen Transformationsprozessen in der Bauwende. In ca. 1,5 Stunden wurde das Planspiel "How to Bauwende" mit einem Schwerpunkt auf Einfamilienhäuser in drei Gruppen gespielt. Das Spiel machte die von Architects for Future geforderte Bauwende erlebbar. Dazu wurden konkrete Lösungswege für Herausforderungen beim Erreichen der Zukunftsvision erarbeitet und vertieft. Jede Gruppe hat einen Aspekt der Vision genauer beleuchtet. Zusammen wurden Strategien gesucht, die den Weg hin zur zukünftigen Baubranche zeigen. Den Strategien stehen oft Hürden entgegen, für welche Lösungen gefunden werden sollten.
Hier sind die Visionen mit den jeweiligen Ergebnissen stichpunktartig festgehalten:
Gruppe 1: “Überdenkt Bedarfe”
In dieser Vision werden Bedürfnisse von Individuen nicht mehr mit Neubau, sondern mit den bestehenden Gebäuden gedeckt. Folgende Punkte wurden erarbeitet und beleuchtet:
- Bau-Wohn-Bedarfsmoratorium: Durch Regulierung von Neubau und dessen Genehmigungsprozess werden neu zu errichtende Gebäude stark reduziert. Durch den Abgleich von Wohnangeboten und -bedarfen wird ersichtlich, welche Potentiale wirklich vorhanden sind.
- Forschung und Kommunikation: Eine praxisorientierte Forschung widmet sich unter anderem Testräumen für neues Wohnen und erarbeitet Ausbildungskonzepte. Durch direkte Ansprache und Kommunikationsstrategien werden diverse Lösungen für Wohnbedarfe aufgezeigt und beworben.
- Förderung: Eine KfW-Förderung für effiziente Wohnraumnutzung regt viele Personen an, den unsichtbaren Wohnraum möglichst zielgerichtet zu nutzen. Neubau wird nicht mehr gefördert.
- Fachkräfte: Mit Hilfe einer bundesweit geförderten Qualifizierungsoffensive werden Fachkräfte für die notwendigen Sanierungs- und Umbauarbeiten ausgebildet.
Gruppe 2: “Hinterfragt Abriss kritisch”
In dieser Vision wird nicht mehr abgerissen und Bestandsumbau sowie Sanierung haben Priorität vor Neubau. Folgende Strategien mit Hürden und Lösungen wurden vertieft:
- Bauleitplanung: Das BauGB wird in ein UmbauGB gewandelt und neues Bauland begrenzt. Änderungen von Flächennutzungsplänen werden vereinfacht.
- Abbruchgenehmigung: Anstatt ohne Genehmigung abreißen zu können, bedarf es einer Abbruchgenehmigung mit Nachweis im Sinne des Bestandsschutzes.
- Bürokratieabbau: Eine “UmBauordnung” reduziert die Anforderungen und den Aufwand für Bestandsumbau. Bestandsumbauten müssen nicht mehr den Neubauanforderungen folgen.
- Experimentierkultur: Öffentliche und private Reallabore sowie gemeinwohlorientierte Wohnraum-Akteur*innen werden stärker gefördert.
- Evidenzbasierte Entscheidungen: Ideologische Vorstellungen hinsichtlich Neubau wurden überwunden und haben eine an sozialen und ökologischen Parametern ausgerichtete Umbaukultur ermöglicht.
- Lobbyarbeit: Der neubaufreundlichen Baulobby werden inspirierende Praxisbeispiele entgegengesetzt.
Gruppe 3: “Übernehmt soziale Verantwortung”
Diese Vision imaginiert, dass sich alle Beteiligten in den Planungs- und Bauprozessen bewusst sind, welche Verantwortung sie im sozialen, gesellschaftlichen und ökologischen Bereich tragen. Sie gehen auf die Bedürfnisse von Nutzer*innen ein und fördern den Klima- und Ressourcenschutz.
- Das Vorangehen mit guten (um)gebauten Beispielen hat dazu beigetragen, dass Planungsanforderungen im Bestand angepasst wurden und sich das Planungsrecht vereinfacht hat.
- Das Nutzen von bereits gebrauchten Materialien wurde durch unabhängige Gutachter*innenausschüsse einfacher und günstiger gemacht, sodass Materialien einfacher wiederverwendet werden können.
- Durch regionale Kooperationen und Zusammenschlüsse gibt es weniger Konkurrenz und mehr gemeinwohlorientierte Unternehmen.
„Gemeinschaftliches Wohnen im Alter zum Mainstream machen“
Moderation Dr. Romy Reimer, FORUM Gemeinschaftliches Wohnen, Andrea Beerli, NIEDERSACHSENBÜRO, Arthur Haus, GRÜNE LIGA e.V.
Kernerkenntnisse zu Kommunikation:
- Vorteile gemeinschaftlichen Wohnens: Sozialer Austausch, verringerte Nebenkosten, Mieteinnahmen, evtl. Unterstützung im Haushalt/Garten, bei Alters-WG: geteilte Pflegeunterstützung möglich
- Der Begriff „Einfamilienhaus“ trifft die Realität der bezeichneten Wohnform nicht mehr. Stattdessen sollte vom „Familien-“ oder „Mehrpersonenhaus“ gesprochen werden.
- Es gibt diverse Formen gemeinschaftlichen Wohnens und Bewohner*innen können selbst entscheiden wie viel Raum sie teilen und wie viel Rückzug/Privatsphäre sie möchten. Das sollte in der Kommunikation stärker hervorgehoben werden.
- Gute Beispiele sollten medial bekannt gemacht werden.
Kernerkenntnisse zu Unterstützung und Förderung:
- Um ältere Menschen bei Untervermietung zu unterstützen und Unsicherheiten abzubauen, wären kommunale Agenturen wünschenswert. Diese helfen bei der Vermittlung von Mieter*innen, bei der „Hausverwaltung“ und würden sogar bei Mietausfällen einspringen. Das Angebot sollte sich langfristig selbst tragen, aber für den Start subventioniert werden.
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen von Vermietung bzw. gemeinschaftlicher Nutzung im Eigenheim sollten verständlich aufbereitet werden. Durch transparente Vereinbarungen zwischen den Bewohner*innen eines Hauses/einer Gemeinschaft kann vielen Konflikten vorgebeugt werden.
Podiumsgespräch: Mehr Suffizienz durch integrierte Beratungsangebote?
Johanna Kliegel, Wohnraumagentur Stadt Göttingen
Karin Demming, Geschäftsführerin und Mitgründerin von bring-together.de
Moderation René Schuster, Bundesvorsitzender GRÜNE LIGA e.V.
Leider mussten Marita Klempnow vom Deutschen Energieberater Netzwerk und Monika Schneider von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung ihre Teilnahme kurzfristig absagen.
Video