Die Artenvielfalt unseres Planeten ist in großer Gefahr – nicht nur in den fernen Regenwäldern Südamerikas und Südostasiens. Auch in heimischen Gefilden ist ein dramatischer Rückgang der Biodiversität festzustellen. Viele Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Pestizide spielen für die Bedrohung der biologischen Vielfalt eine besonders Rolle. Sie werden in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch in Kommunen und Kleingärten eingesetzt. Die GRÜNE LIGA fordert eine radikale Reduktion des Einsatzes von Pestiziden, ein Verbot von Neonikotinoiden, eine Reform der Zulassungsverfahren und strege Kontrollen
Tomas Brückmann
GRÜNE LIGA
Bundeskontaktstelle Nachhaltige Regionalentwicklung (NRE) und Pestizide
Greifswalder Straße 4
10405 Berlin
Tel. 030 / 2044745
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In den letzten 10 Jahren hat ihre Anwendung sich in Deutschland um etwa 30 Prozent erhöht. Der größte Anteil von Pflanzenschutzmitteln wird in der konventionellen Landwirtschaft ausgebracht. Hier ist der Einsatz von Pestiziden seit dem Jahr 2000 in Deutschland um 19% angestiegen und betrug im Jahr 2013 bereits 43.765 Tonnen (Quelle BVL).
Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist ausschlaggebend für das hier zu beobachtende Artensterben. Mehr als 30 Prozent aller hier lebenden Arten sind auf der Roten Liste der bestandsbedrohten Tier- und Pflanzenarten enthalten, schließlich ist fast die Hälfte unserer Landesfläche Agrarfläche. Nur auf ca. 6,5 Prozent der Fläche wird ökologischer Landbau betrieben. Für die Landwirtschaft in Deutschland muss es deshalb heißen: Im Rahmen einer Agrarwende weg von der industriellen hin zu einer nachhaltigen, extensiveren Landwirtschaft.
Dies beinhaltet eine umfassende Änderung der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen, speziell aber die wesentliche Verringerung des Einsatzes von chemisch-synthetischen Pestiziden. Pestizide wirken in vielfältiger Art und Weise auf Lebensräume, Pflanzen und Tiere. „Vermeintliche“ Schädlinge werden getötet oder in ihrer Lebensfähigkeit beeinträchtigt. Es erleiden aber auch nicht direkt betroffene Tieren und Pflanzen durch die Pestizide einen Schaden. Häufig werden durch ihren Einsatz Wildkräuter und Insekten getötet, die anderen Arten wie Vögeln und Amphibien als Nahrung fehlen.
Der oft nicht fach- und sachgerechte Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft macht sich auch in unseren Gewässern bemerkbar. Das Umweltforschungszentrum Leipzig (UFZ) veröffentlichte Studien zu Pestiziden in Fließgewässern. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass 38% der Chemikalien in Konzentrationen vorkommen, bei denen Auswirkungen auf Organismen nicht auszuschließen sind. Rund zwei Drittel der aufgefundenen Schadstoffe waren in der Landwirtschaft verwendete Pestizide.
Ausführlichere Informationen des UFZ zu Gewässerbelastung und Artenverlust durch den Einsatz von Pestiziden.
Außerdem fanden sie heraus, dass einige der Pestizide die regionale Artenvielfalt um bis zu 42% reduzieren können. Besonders betroffen sind Vertreter der arten- und individuenreichsten Insektengruppen wie Stein-, Eintags- und Köcherfliegen sowie Libellen. Besonders alarmierend war: Die verheerenden Auswirkungen der Pestizidbelastung auf Kleinstlebewesen wurden bereits bei Konzentrationen festgestellt, die nach den europäischen Vorschriften bisher als unbedenklich galten.
Hintergrund zu Glyphosat:
Fakten zu Glyphosat (4 Seiten)
Österreich verbietet Glyphosat
Östereich ist das erste europäische Land, das Glyphosat gänzlich verbietet.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/glyphosat-oesterreich-beschliesst-verbot-a-1275461.html
Sachverständige der Bundesregierung plädieren für andere Landwirtschaft
"Für eine gemeinwohlorientierte gemeinsame Agrargpolitik der EU nach 2020 "- Empfehlungen des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (April 2018)
Weitere aktuelle Studien:
Umweltministerium fordert Ausgleichsflächen für Pestizideinsatz – Das Bundesumweltminsiterium möchte ab 2020, dass Landwirte, die biodiversitätsrelevante Pestizide einsetzen, Ausgleichsflächen auf ihren Äckern anlegen. Dafür stellte es folgendes Konzept vor:
www.agrarheute.com/media/2019-03/2018-10-29_uba_biodiv12_begleitveroeffentlichung.pdf
UNICEF-Diskussionspapier zu Auswirkungen von Pestiziden auf Kinder (2018): understanding the impacts of pesticides on children
Broschüre des Umweltbundesamtes (2017): Umweltschutz in der Landwirtschaft
Untersuchungen zu Pestiziden in Gewässern:
Pestizidtests in Mecklenburg-Vorpommern
Pestizidtests in Sachsen
Pestizidtests in der Schweiz
Literaturempfehlung
(Alexander Schiebel) (2023): Gift und Wahrheit, Wie Konzerne Politik und ihre Macht missbrauchen, um Umweltaktivistinnen mundtot zu machen (Oekom Verlag) ISBN 978-3-96238-286-5
Pestizidanwender*innen endlich als berufllich Kranke anerkannt
Berufsgenossenschaft erhöht Mitgliedbeiträge: Alles SVLFG 02/24 Seite 21 (pdf 75 kB)
Viele Pestizide in Schnittblumen - Floristin stirbt an Leukämie
https://www.srf.ch/news/dialog/gesundheit-krebsgefahr-durch-blumen-floristinnen-sind-besorgt