Hamburg, den 09.02.2017 - Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat den Hamburger Senat in seiner alten Ideologie bestätigt, die das Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) 2010 in der dritten Planergänzung zur Elbvertiefung formulierte.
Der Hafen Hamburg sei ein Drehkreuz (engl. Hub) zum Verkehr mit Hubs in Übersee, in dem Ladung aus kleineren Häfen sowie Logistikzentren im Binnenland gebündelt werde. Deshalb müsse in Konkurrenz zu den benachbarten Hubs (Antwerpen, Rotterdam, Bremerhaven) die Infrastruktur (Fahrrinne, Schiene, Straße, Binnenwasserstraße) ständig ausgebaut werden, sonst falle Hamburg auf einen Regionalhafen zurück. Der Hafenentwicklungsplan (HEP) von 2011 basiert auf diesem Konzept.
Im Januar 2017 riet der neue Chef des HWWI, H. Vöpel, in einem Interview mit der Funke-Presse zu einer zeitgemäßen Hafenstrategie:
Der Hafen Hamburg in seiner jetzigen Form werde an Bedeutung verlieren, weil digitale Technologien (z.B. 3-D Druck) die Wertschöpfungsketten verkürzen würden (d.h. die global arbeitsteilige Produktion werde sich auf weniger Orte konzentrieren), das Handelsvolumen nehme ab, und die Transportlogistik werde zurückgebaut. Die Elbvertiefung werde dem Hafen in den kommenden Jahren zwar helfen, aber nicht dabei, die strukturellen Probleme zu lösen.
Der Senat will dennoch die Elbvertiefung nicht so verstehen, den Übergang zu einem neuen, kleineren Hafen abzufedern, sondern er wird mit seiner Weiter-so-Politik die Fallhöhe vergrößern.
Die Umschlagprognosen des HEP von 2011 werden von der realen Entwicklung immer weiter unterboten. Das gerühmte "Maritime Cluster" fällt in Trümmer (HSH-Nordbank, Hamburg-Süd, Hapag-Lloyd, und die Aktie der HHLA auf einem Drittel des Werts bei der Börsen-Emission 2007).
Im Jahr 2009 kamen 758 Containerschiffe mit einem Konstruktionstiefgang über 14,50 Meter, in 2015 waren es bereits 938, obwohl für diese Schiffe neben der Fahrrinnentiefe weitere Restriktionen auf der Fahrt von und nach Hamburg bestehen. Eine Fahrrinnenvertiefung wird die Risiken der Flusspassage nur geringfügig mindern. Die nächste Havarie eines Großschiffs kann den Hafen für alle Zeit aus dem Geschäft blocken.
Gegen die ansteigenden Baggermengen wird man nicht mehr anbaggern können. Wurden vor der letzten Elbvertiefung im Schnitt nur 2,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr in Hamburg gebaggert, waren es seitdem 6 Millionen Kubikmeter pro Jahr, mit einem Rekord von 11,7 Millionen in 2015!
Der Förderkreis »Rettet die Elbe« eV ist bereit, mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung zu helfen, einen Hafenentwicklungsplan aufzustellen, der in der unvermeidlich kommenden globalen Transportstruktur einen Hafen Hamburg am Leben hält. Wir werden im Forum Tideelbe wie im vorangegangenen Forum dazu beitragen, die Baggermengenprobleme zu lösen. Wir werden weiter Vorschläge erarbeiten, die Elbe in einen guten ökologischen Zustand zu führen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Senat seine Hafenstrategie grundsätzlich ändert.
Kontakt:
Herbert Nix, Mobil 01522 2088472
Dr. Klaus Baumgardt, Mobil 01578 8208703