Mit dem vom Bundestag beschlossenen Kohleausstieg fällt langfristig auch REA-Gips als Nebenprodukt der Kohlekraftwerke weg. Dies wirft die Frage nach dem Bedarf und Anforderungen an die Gipsförderung auf. Die Rohstoffindustrie sieht die Antwort in einem massiven Ausbau der Naturgipsförderung. Nach ihren Vorstellungen sollen sogar Regelungen aus Naturschutzgesetzen außer Kraft gesetzt werden, um zukünftig auch in Schutzgebieten fördern zu können. Insbesondere im Südharz stehen wertvolle Naturlandschaften im Fokus der Bergbaufirmen. Rund zehn Millionen Tonnen Gips verbraucht Deutschland jedes Jahr.
Das Umweltnetzwerk GRÜNE LIGA plädiert für einen offenen Diskussionsprozess zum Bedarf an Naturgips: „Wir brauchen mehr Sachlichkeit in der Debatte. Ein Satz im Abschlussbericht der Kohlekommission darf nicht als Freibrief zum Abbaggern ganzer Landstriche missverstanden werden“, mahnt der Bundesvorsitzende der GRÜNEN LIGA René Schuster. Die Kohlekommission empfahl in ihrem Abschlussbericht vom Januar 2019, den „fortschreitenden Wegfall an REA-Gips durch eine zusätzliche umweltverträgliche Gewinnung von Naturgips auszugleichen“. Schuster, der selbst als fachlicher Berater („Sherpa“) in der Kommission saß, weist auf fehlende fachliche Auseinandersetzung während der halbjährigen Arbeit am Kohleausstieg hin: „Die Kohlekommission hat sich gar nicht mit dem Bedarf an Gips beschäftigt. Der Kommissionsbericht übernahm diese Aussage aus einem Papier der Gipsindustrie , ohne dass jemals darüber diskutiert wurde.“. Die Bundesregierung hat nach eigener Aussage keinerlei Informationen über den künftigen Bedarf an Gips, wie eine parlamentarische Anfrage im Deutschen Bundestag vom August 2020 zeigte „Ohne eine unabhängige Prüfung des Bedarfes, der Alternativen und verstärktes Recycling darf es keine vorschnellen Entscheidungen zur Förderung von Naturgips geben“, fordert Schuster.
Um die öffentliche Diskussion auf sachliche Basis zu stellen, lädt die GRÜNE LIGA am 27. November Wissenschaft, Politik, Gipsindustrie, Architekten und die Bauwirtschaft sowie Bürger*inneninitiativen und die Zivilgesellschaft online und in Berlin zu einem Austausch ein. Auf der bundesweiten Tagung zu "Bedarf an Naturgips in Deutschland" soll transparent diskutiert werden, wie viel Gips in Deutschland gebraucht wird, welche Quellen zur Verfügung stehen, welche Alternativen es gibt und über welche Rolle das Recycling von Gips spielt. Diese Veranstaltung wird als Teil eines Projektes gefördert, durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
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Tagung: "Bedarf an Naturgips in Deutschland"
In dem Hybrid-Format werden die Referent*innen in Berlin anwesend sein und die Teilnehmer*innen können sich per Online-Konferenz Tool dazu schalten.
Tagungsprogramm finden Sie hier.
https://www.grueneliga.de/images/Bilder/Gipsprojekt/Programm_Gipstagung_271120.pdf
Anmeldungen bitte unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Versand der Einwahldaten zur Online-Teilnahme erfolgt im Vorfeld der Tagung)
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Weitere Informationen
Antwort Bundeswirtschaftsministerium auf parlamentarische Anfrage: „Gipsabbau in Deutschland und Auswirkungen auf Naturschutz“
Positionspapier der Gipsindustrie „Handlungsmöglichkeiten für den erleichterten Naturgips-Abbau“
Kommentar dazu vom Naturschutzverband BUND Thüringen