Zum Auftakt der Öffentlichkeitsbeteiligung im
Verfahren für den neuen Tagebau Welzow-Süd II bestärkt ein breites
Bündnis aus betroffenen Bürgern, Umweltverbänden und der klima-allianz
deutschland seine Kritik an der geplanten weiteren Zerstörung von
Dörfern, Kultur und Natur zugunsten der klimaschädlichen und
energiepolitisch unzeitgemäßen Braunkohleverstromung. Unter dem Motto "Kein weiteres Dorf abbaggern!" protestierten die beteiligten
Initiativen und Organisationen gegen die rückwärtsgewandte
Braunkohlepolitik der rot-roten Landesregierung, die trotz Energiewende
neue Tagebaue ermöglichen will.
Mit ihrer Protestaktion ruft das Bündnis dazu auf, Widerspruch gegen das
Vorhaben des schwedischen Staatskonzernes Vattenfall einzulegen und
startete mit der Sammlung von Unterschriften. Muster- und
Sammeleinwendungen stehen unter www.kein-weiteres-Dorf.de zur Verfügung. Der Entwurf des
Braunkohlenplans für den geplanten Tagebau musste wegen gravierender
Mängel überarbeitet werden und liegt nunmehr erneut öffentlich aus. Bis
zum 17. September 2013 kann jeder gegen den neuen Tagebau in Welzow
(Landkreis Spree-Neiße) schriftlich Einspruch erheben.
Das entsprechende Formular finden Sie unten.
"Sollte das von der gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg
eingeleitete Braunkohlenplanverfahren für den neuen Tagebau Welzow Süd
II durchkommen, kann die Landesregierung ihre Klimaschutzziele
abschreiben", sagte der Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und
Naturschutz Brandenburg (BUND). "Wir fordern die Landesregierung auf,
das Verfahren umgehend zu stoppen und stattdessen in der Lausitz einen
zukunftsorientierten Strukturwandel weg von der Kohle auf den Weg zu
bringen", so Kruschat.
Der Entwurf des Braunkohlenplanes begründet die angebliche Notwendigkeit
von Welzow II mit einer vom Potsdamer Wirtschaftsministerium
beauftragten Studie von Prof. Georg Erdmann (TU Berlin). "Bereits die
Aufgabenstellung der Studie war nicht ausgewogen", sagte Rene Schuster
von der GRÜNEN LIGA. Schuster, der Mitglied im Braunkohlenausschuss ist,
kritisiert: "Die umfangreichen Kohlelieferungen aus Welzow an das
Kraftwerk Jänschwalde durfte der Gutachter gar nicht bewerten, sondern
musste sie totschweigen. Und er gibt selbst zu, dass er die
Notwendigkeit des Tagebaues letztlich aus internen Vattenfall-Unterlagen
herleitet. Vattenfalls Wünsche zum Stromabsatz rechtfertigen aber keine
Eingriffe in Grundrechte Betroffener, wie die unfreiwillige Umsiedlung
von über 800 Menschen", so Schuster.
"Der Neuaufschluss des Tagebaus ist energiepolitisch unsinnig", betont
Daniela Setton, Energie-Expertin der klima-allianz deutschland. Das
Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) habe
gezeigt, dass die Inanspruchnahme der im Teilfeld II des Tagebaus
Welzow-Süd lagernden Kohlevorräte zur Versorgung des Kraftwerks Schwarze
Pumpe nicht erforderlich sei, weil die bereits jetzt genehmigten Vorräte
bis zu Beginn der 2040er Jahre ausreichten. "Mit dem Planverfahren will
Vattenfall offensichtlich die Rahmenbedingungen für eine langfristige
Fortsetzung der Braunkohlewirtschaft schaffen. Das gefährdet die
Energiewende wie auch die international zugesagten Klimaschutzziele
Deutschlands", so Setton. Die Braunkohle entwickle sich zum Stolperstein
der deutschen Energie- und Klimapolitik, wie auch die zuletzt
gestiegenen CO2-Emissionen Deutschlands zeigten.
„Für Gewinne aus dem Stromexport darf die Lausitz nicht geopfert
werden“, mahnt Thomas Burchardt, Sprecher der Lausitzer Initiative
„Klinger Runde“. Zudem verletze der geplante Tagebau Welzow II den
Verfassungsauftrag des Landes Brandenburgs zum Schutz der sorbischen
Siedlungsgebiete, so Burchardt. Das Vorhaben finde eine differenzierte
Akzeptanz in der Region. Erst im Mai versagten 40 Prozent der Mitglieder
im Braunkohlenausschuss dem Planvorhaben ihre Zustimmung, erinnert
Burchardt.
Hintergrund:
Der Vattenfall-Konzern will südlich von Cottbus weitere 1.900 Hektar
Land abbaggern, um Braunkohle für seine Kraftwerke zu gewinnen. In der
Folge würden mehr als 200 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2
freigesetzt. Über 800 Menschen sind der Planung im Weg und müssten aus
Proschim, Lindenfeld und Welzow umgesiedelt werden. Die Stadt Welzow
würde auf einer Halbinsel und der Ort Lieske auf einem schmalen Streifen
zwischen altem und neuem Bergbau eingekeilt, die Gemeinde Bahnsdorf
stünde direkt an der Tagebaukante. Von 2027 bis 2042 würde dort Kohle
gefördert, danach ein "Welzower See" von 1.600 Hektar Fläche geflutet,
der - wie die benachbarten Tagebauseen – zu versauern drohe und wegen
Rutschungsgefahr gesperrt zu werden.
Weitere Informationen unter www.kein-weiteres-Dorf.de.
Beteiligte Organisationen:
Allianz für Welzow, Klinger Runde, GRÜNE LIGA, BUND Brandenburg,
Dorf-Kohle-Umwelt (Proschim), klima-allianz deutschland,
Netzwerk-Tagebaurand, Bürgerinitiativen Brandenburg gegen CCS, Deutsche
Umwelthilfe, Robin Wood